Mobilitätsbefragung
Im Herbst 2012 hat die Stadt Kamen eine Mobilitätsbefragung zum werktäglichen Verkehrsverhalten durchführen lassen. Mit dieser Befragung sollte erstmals in der Stadt Kamen das Verkehrsverhalten der Kamener Bevölkerung an einem Normalwerktag empirisch erfasst werden
Die Stadt Kamen verfolgte mit dieser Untersuchung und deren Ergebnissen mehrere Ziele:
Zunächst wurde eine Bestandsaufnahme der werktäglichen Verkehrsteilnahme gewonnen, die den Status-Quo zum aktuellen Zeitpunkt festhält. Diese liefert Erkenntnisse darüber
wann,
wie,
womit und
zu welchem Zweck
Aktivitäten unternommen werden. Die Analyse lässt Rückschlüsse auf die Verkehrszusammensetzung, Abhängigkeiten und Verlagerungspotentiale der Bevölkerung in der Stadt Kamen zu.
Über die in den Richtlinien der Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V. (AGFS) standardisierte Methodik für Mobilitätsbefragungen lassen sich des Weiteren Vergleiche zwischen dem Mobilitätsverhalten in der Stadt Kamen und anderen Städten und Kreisen ziehen. Auch die nordrhein-westfälischen Ergebnisse der Untersuchung 'Mobilität in Deutschland' (MID 2008) werden vergleichend hinzugezogen. Diese Vergleiche dienen einem besseren Verständnis der Ergebnisse der Mobilitätsbefragung.
Die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Verkehrsverhalten werden mit Hilfe von differenzierten Auswertungen nach Frauen und Männern herausgearbeitet. Die Auswertung der verkehrlichen Kenndaten bezogen auf die Altersgruppe und den Status schaffen Grundlagen um die Auswirkungen des demografischen Wandels detaillierter prognostizieren zu können.
Aufgrund der großen Mitwirkungsbereitschaft der Bevölkerung in der Stadt Kamen ist es gelungen, repräsentative Ergebnisse zu erzielen, mit denen die genannten Fragestellungen zuverlässig beantwortet werden können. Es liegen Wegeprotokolle von 1.266 Personen aus 575 Haushalten vor, die wichtige Erkenntnisse zum werktäglichen Verkehrsverhalten liefern.
An einem normalen Werktag verlassen circa 85% der Bevölkerung in Kamen das Haus. Es werden am Tag durchschnittlich 3,0 Wege und Fahrten pro Person unternommen. Jeder Weg dauert im Mittel 19 Minuten; dabei werden im Schnitt 8,9 km zurückgelegt. Pro Tag werden insgesamt etwa 57 Minuten für Ortsveränderungen aufgewendet.
38% aller Wege werden in Kamen mit den Verkehrsmitteln des 'Umweltverbundes' zurückgelegt. Das Rad wird mit über 13% recht häufig genutzt. "Zu Fuß gehen" wird für 16% und die Verkehrsmittel des ÖV werden für 9% der Wege gewählt. Berücksichtigt man nur die Wochentage Dienstag bis Donnerstag, so steigt der Radverkehrsanteil um einen Prozentpunkt auf 14% an.
62% aller für Kamen erfassten Wege entfallen auf den Kfz-Verkehr. Dabei wird der motorisierte Individualverkehr bei ca. 30% aller Wege für Strecken genutzt, die nicht länger sind als 3 km. Dies sind üblicherweise die typischen Entfernungen für Fuß- oder Radwege, die auch in Kamen nur in 2% (Fuß) bzw. 20% (Rad) der Fälle über 3 km hinausführen.
Hauptreisezwecke sind Wege für Einkauf / Besorgungen (31,2%), dicht gefolgt von Wegen zur Arbeit / geschäftlichen Zwecken (28,7%). 23,1% der Fahrten beziehen sich auf Freizeitaktivitäten und Besuche und ein Achtel der Fahrten dient dem Reisezweck Ausbildung.
Die verschiedenen Lebensstadien der Befragten beeinflussen deutlich das individuelle Verkehrsverhalten. So ist bei den Personen zwischen 30 und 49 Jahren mit 3,4 Wegen und denen zwischen 50 und 64 Jahren mit 3,1 die höchste Mobilität festzustellen, während Schüler und Berufseinsteiger mit nur 2,5 " 2,9 Wegen viel weniger unterwegs sind. Im Rentenalter sinkt die Mobilität wieder auf 2,7 Wege am Tag.
Mangels Führerscheinbesitz unternehmen Kinder und Jugendliche (unter 18 Jahren) ihre Wege und Fahrten meist zu Fuß, mit dem Rad oder dem ÖV. Auffallend ist der hohe Anteil der Kinder von 32 %, die im Auto mitgenommen werden.
Die mobilste Altersgruppe (30 - 49 Jahre) hat die höchste Kfz-Nutzung unter den Erwachsenen (71%) und nutzt den ÖPNV mit 7% sehr wenig. Der ÖV-Anteil sinkt bei den 50 - 64jährigen weiter auf einen Tiefstwert von 2% bei gleichbleibendem Kfz-Anteil.
Erst bei Personen ab 65 Jahren verschiebt sich der Modal Split wieder hin zum Umweltverbund (42%), wobei der ÖPNV-Anteil bei niedrigen 6% bleibt und der Fußweganteil am meisten gewinnt (+11%).
Im Herbst 2013 hat der Kreis Unna eine Mobilitätsbefragung für das gesamte Kreisgebiet durchgeführt, in die die Kamener Ergebnisse integriert wurden.
Informationen zum Download:
Den Abschlussbericht der Mobilitätsbefragung 2012 können Sie als PDF-Datei hier herunterladen.
Informationen zur Mobilitätsbefragung des Kreises Unna sowie den Abschlussbericht finden Sie hier: Mobilitätsbefragung Kreis Unna